Main content
Top content
Externe Unternehmensrechnung MI
(WIWI-M-15001-AC)
Rechnungslegung als Informationssystem
Leistungspunkte: 5 ECTS
Ziel der Veranstaltung
Die externe Unternehmensrechnung beschäftigt sich mit der konzeptionellen Gestaltung und den Einsatzbedingungen von Informationssystemen im Unternehmen, die sich primär an externe Adressaten richten. Das Ziel dieser Lehrveranstaltung besteht darin, wesentliche Funktionen und Charakteristika der externen Unternehmensrechnung zu analysieren, um ihre ökonomischen Wirkungen beurteilen zu können und auf diese Art zu einem Verständnis der in der Praxis gefundenen Regelsysteme, wie etwa HGB oder IFRS, beizutragen. Im Mittelpunkt unseres Interesses sind dabei die hinter den geltenden Rechtsvorschriften stehenden allgemeinen Konzeptionen und Strukturen. Die externe Unternehmensrechnung wird als ein Informationssystem mit ganz bestimmten Charaktika betrachtet, das mehreren Zwecken dient und insofern auf vielfältige Weise Anreize ausübt und Entscheidungen im Unternehmen und außerhalb des Unternehmens beeinflußt.
Inhaltlich konzentriert sich die Veranstaltung auf den ersten Teil (Kapitel 1 bis 4) des Lehrbuchs von Wagenhofer/Ewert (2015). Ein vorheriger Besuch des Moduls "Externe Unternehmensrechnung M II" ist nicht notwendig.
Gliederung
1. Einführung und institutionelle Grundlagen
2. Informationsfunktion
3. Rechnungslegung und Kapitalmarkt
4. Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze
5. Ausschüttungsbemessung
Zunächst wird die Informationsfunktion der externen Unternehmensrechnung im Sinne der Entscheidungsnützlichkeit analysiert, wie sie sich etwa im Rahmenkonzept des IASB widerspiegelt: „Die Zielsetzung der Rechnungslegung ... besteht darin, Finanzinformationen über das berichtende Unternehmen zur Verfügung zu stellen, die für bestehende und potentielle Investoren, Kreditgeber und andere Gläubiger nützlich sind, um Entscheidungen für die Bereitstellung von Ressourcen an das Unternehmen zu treffen.“ (RK.OB 2). Dabei wird der Wert von Informationen im Ein- und Mehrpersonenkontext betrachtet und auch der Nutzen von Informationen im Kapitalmarktkontext analysiert. Methodisch stehen die Informationsökonomie und im Vordergrund. Danach werden aktuell in der Diskussion befindliche Grundkonzepte analysiert, zunächst der Unterschied zwischen Entscheidungsnützlichkeit und Verhaltenssteuerung der Rechnungslegung, die ökonomischen Auswirkungen des Vorsichtsprinzips und schließlich der Vergleich einer Bewertung zu historischen Kosten und zu Zeitwerten. Methodisch werden dazu Kapitalmarktgleichgewichte und Agency-Modelle herangezogen. Abschließend wird die Ausschüttungsbemessungsfunktion der Rechnungslegung betrachtet, die sich insbesondere im § 57 Abs. 3 AktG widerspiegelt, wonach Aktiengesellschaften höchstens den Bilanzgewinn an ihre Aktionäre ausschütten dürfen. Hier wird analysiert, welche Auswirkungen dies hat und inwieweit dadurch ein Gläubigerschutz wirksam gewährleistet werden kann. Methodisch wird hier die finanzielle Agency-Theorie angewandt.
Zielgruppe
Die Veranstaltung ist formal anspruchsvoll und richtet sich an Fortgeschrittene mit Interesse an theoretischen Fragestellungen. Methodisch steht vor allem die formalanalytische Analyse ökonomischer Modelle im Vordergrund. Im Besonderen kommen dabei informationsökonomische Ansätze, etwa die Agency-Theorie und andere spieltheoretische Modelle, zur Anwendung.
Es werden Grundkenntnisse in Statistik, Investitionsrechnung und Entscheidungstheorie sowie in handelsrechtlicher und internationaler Rechnungslegung vorausgesetzt. Der vorherige Besuch anderer Module des Masterstudiengangs ist nicht Voraussetzung.
Komponenten und Semesterwochenstunden
Vorlesung und Übung; 2-4 SWS
Angebotsturnus
Sommersemester
Prüfungsleistung
Klausur (60-90 Minuten)
Literatur
Ball, Ray und Brown, Philip R. (1968) „An Empirical Evaluation of Accounting Income Numbers“, Journal of Accounting Research, 6 (2), 159–177.
— (2014) „Ball and Brown (1968): A Retrospective“, The Accounting Review, 89 (1), 1–26.
Bannier, Christina E. (2005) Vertragstheorie, Physica, Heidelberg.
Basu, Sudipta (1997) „The Conservatism Principle and the Asymmetric Timeliness of Earnings“, Journal of Accounting and Economics, 24, 3–37.
Christensen, John und Demski, Joel (2003) Accounting Theory – An Information Content Perspective, McGraw–Hill, Boston.
Harris, Trevor S.; Lang, Mark und Möller, Peter (1994) „The Value Relevance of German Accounting Measures: An Empirical Analysis“, Journal of Accounting Research, 32 (2), 187–209.
Kwon, Young K.; Newman, D. Paul und Suh, Yoon S. (2001) „The Demand for Accounting Conservatism for Management Control“, Review of Accounting Studies, 6, 29–51.
Laffont, Jean-Jacques und Martimort, David (2002) The Theory of Incentives –The Principal-Agent Model, Princeton University Press, Princeton.
Ohlson, James A. (1995) „Earnings, Book Values, and Dividends in Equity Valuation“, Contemporary Accounting Research, 11, 661–687.
Riechmann, Thomas (2014) Spieltheorie, 4. Auflage, Vahlen Verlag, München.
Wagenhofer, Alfred und Ewert, Ralf (Nov. 2023) Externe Unternehmensrechnung, 4. Auflage, Springer, Berlin.